Spotting

Als Spotting bezeichnen wir in der 193rd Combat Aviation Brigade im allgemeinen den Vorgang aus einem Helikopter heraus ein Ziel, egal ob freundlich, neutral oder feindlich, zu identifizieren.

Dabei ist es egal, ob es sich um einen Transport-, Attack- oder Reconhelikopter handelt. Aufklärung spielt in jedem Luftfahrzeug eine entscheidende Rolle und muss deswegen auch von allen Piloten der 193rd Combat Aviation Brigade beherrscht werden.

Grundsatz – Sichtbereiche

Erfolgreiches Spotting beginnt grundsätzlich mit dem Verständnis, dass sich Bereiche, die ein Pilot sehen kann grundlegend voneinander unterscheiden können.

Diese Unterscheidung liegt vorrangig darin, dass der Winkel des Blickfeldes sich vergrößert oder verkleinert und dadurch das Sichtfeld erweitert oder eingeschränkt wird. Dieser Effekt entsteht vorrangig bei der Verwendung von Zoom-Modi bei optischen Hilfsmitteln, tritt aber auch ein, wenn mehrere Piloten sich in einer Formation Aufgaben teilen. Für diesen letzten Fall spricht man, um Missverständnisse zu vermeiden, immer von drei Bereichen, für die ein Pilot zuständig sein kann. Wie auch beim Zoom verkleinert sich mit jeder weiteren Stufe dieser Bereiche der Blickwinkel, wodurch ein präziseres agieren möglich wird. Im Gegenzug wird aber auf Geschwindigkeit  beim beobachten größerer Areale verzichtet.

Sichtbereich

Der Sichtbereich beschreibt das gesamte mögliche Sichtfeld des Piloten. Der Sichtbereich bildet den obersten Bereich und damit den größten Blickwinkel (die kleinste Zoomstufe), den ein Pilot auf sein Ziel haben kann. 

Im Sichtbereich ist es für den Piloten sehr 
einfach möglich ein breites Areal abzusuchen, einfach indem er seinen Kopf leicht bewegt und aus dem Fenster schaut.

Der Sichtbereich des Piloten wird Grundsätzlich nicht vorgegeben, sondern
dient lediglich dem Verständnis, dass es einen Bereich gibt, in dem der Pilot auf natürliche Weise einfach sehen kann.

Innerhalb des Sichtbereichs ist es daher  relativ einfach eine große Fläche im Blick zu behalten. Spezifische Details zu entdecken fällt jedoch schwer, da das Gehirn nicht auf Details ausgerichtet ist und mehr in „der Breite“ sucht, als in „der Tiefe“.

Sicherungsbereich

Der Sicherungsbereich ist ein dem Piloten
zugewiesener Bereich, für dessen Überwachung er zuständig ist.

Der Sicherungsbereich ist dabei in der Regel
nur ein Ausschnitt des Sichtbereichs des
Piloten, also des Bereichs den er wirklich sehen kann. Bezogen auf den Sichtbereich ist der Blickwinkel im Sicherungsberiech also kleiner, oder anders gesagt, der Zoom größer. 

Dadurch, dass das zu Betrachtende Gebiet kleiner ist als beim Sichtbereich, muss der Pilot weniger Informationen aus „der Breite“ verarbeiten Und kann sich auf mehr Details in „der Tiefe“ Konzentrieren. Er kann also aufmerksamer den Bereich, der ihm zugewiesen wurde beobachten und überwachen. 

Durch diese Form der Fokussierung durch Aufgaben Teilung werden alle Piloten entlastet und trotzdem steigt die Qualität der Aufklärung erheblich, da sich jeder Pilot auf das ihm zugewiesene Gebiet konzentrieren kann.

Wirkungsbereich

Der Wirkungsbreich ist der Bereich innerhalb des Sicherungsbereichs eines Piloten, in dem seine Waffensysteme tatsächlich wirken (also Schaden anrichten) können. Je nach verwendetem Waffensystem kann der Wirkungsbereich identisch mit dem Sicherungsbereich sein. Die 30mm Kanone des AH-64D Apache ist zum Beispiel schwenkbar und kann nahezu den gesamten Sicherungsbereich erfassen. Das 50. CAL des OH-58D Kiowa hingegen ist starr nach Vorne ausgerichtet und besitzt praktisch keine Breite in seinem Wirkungsbereich.

Durch diesen Umstand bildet der Wirkungsbereich die letzte Ebene der Bereiche mit dem eingeschränktesten Blickwinkel und damit dem größten Zoom/ Fokus.

Im Wirkungsbereich kann sich jeder Pilot auf eine sehr begrenzte Anzahl an Informationen konzentrieren, die in der Regel sein unmittelbares Ziel betreffen. Durch diese Reduzierung in „der Breite“ wird es möglich noch mehr Informationen „aus der Tiefe“ in der gleichen Zeit zu verarbeiten. Dazu gehört zum Beispiel Schwachstellen eines Ziels zu erkennen, oder Freund von Feind zu unterscheiden.

Der Nachteil sich auf den Wirkungsbereich zu konzentrieren ist, dass einem Informationen außerhalb des Blickwinkels verborgen bleiben. Man spricht daher auch von einem Tunnelblick. Jedem Piloten muss dieser Umstand bewusst sein, so dass er entsprechend mit diesem Effekt umzugehen weis.

Spotting – Durchführung

Beim Spotting folgt jeder Pilot einem vorgegebenen Muster. Dieses Muster ist immer identisch und stellt sicher, dass in möglichst kurzer Zeit alle relevanten Informationen erfasst werden können. Wenig überraschend, dieses Muster findet sich auch schon in den oben genannten Bereichen wieder.

Beim Spotting arbeitet jeder Pilot immer von nah nach fern und damit zeitgleich auch immer von einem großen hin zu einem eingeschränkten Blickwinkel, bevor er wieder von vorne beginnt.

Sinn und Zweck dieses Musters ist es, dass nahe Ziele, relativ einfach und schnell erkannt werden können, ohne besonders viele Detailinformationen zu benötigen. Steht ein Gegner nur 2 Meter von einem entfernt, ist die Wahrscheinlichkeit ihn bereits aus dem Augenwinkel zu erkennen relativ groß. Steht der gleiche Gegner aber 300 Meter entfernt, muss man sich schon einen kleinen Augenblick auf diese Stelle konzentrieren, bevor man ihn entdeckt.

 

Schritt Eins

In einem Helikopter bedeutet dieses Muster für jeden Piloten, dass er im ersten Schritt einen kurzen Moment dafür einsetzt sich auf sein Auge, seinen Sichtbereich, zu verlassen. Es ist wichtig, dass jeder Pilot seine Umgebung wahrnimmt, um ein Gesamtbild zu haben. Wo befindet sich der eigene Helikopter, wo die anderen Flightmitglieder und wie sieht das Gelände aus. Wichtig ist, dass dieser erste Blick zeitlich der kürzeste sein sollte, da hier nur eine grobe Übersicht erlangt werden kann.

Schritt Zwei

Im zweiten Schritt findet die Konzentration auf den jeweiligen Sicherungsbereich des Piloten statt. Dieser Schritt findet in der Regel auch noch mit den eigenen Augen des Piloten statt, kann aber auch bereits mit einer Optik in der kleinsten Zoom-Stufe durchgeführt werden. Es wird sich hier schon konkret auf den eigenen Bereich konzentriert und zwar zu diesem Zeitpunkt konkret auf den Teil des eignen Sicherungsbereichs, der unmittelbar vor einem liegt (1-3 km vor dem Helikopter). Dieser Nahbereich, grade offene Flächen, können unglaublich schnell betrachtet werden, da Ziele sehr auffällig wären. Durch diese Auffälligkeit kann hier zeitsparend gearbeitet werden, damit mehr Zeit für die nächsten Schritte zur Verfügung steht. Außerdem wurde dieser Bereich in der Regel schon mehrfach betrachtet, während sich der Helikopter auf ihn zubewegt hat, dadurch ist die Wahrscheinlichkeit, dass hier ein Ziel übersehen wurde relativ gering.

Schritt Drei

Der dritte Schritt bildet den Kernpunkt des Spottings. In diesem Schritt beobachtet der Pilot, in der Regel mit Hilfe einer Optik, den mittleren Teil seines Sicherungsbereichs (3-6 km vor dem Helikopter). Dieser Bereich bildet die Zone, in dem Feinde erkannt werden müssen, damit der Helikopter noch auf sie reagieren kann, bevor er in ihre Waffenreichweite gelangt (in der Regel haben die meisten kleineren Waffensysteme eine Reichweite von 3 bis maximal 5 km). In diesem Bereich schwenkt der Pilot seinen Blick/ seine Optik abwechselnd hin und her und sucht auf diese Art nach Zielen. Der Pilot hat hierbei darauf zu achten, dass er eine angemessene Zoomstufe verwendet. Angemessen bedeutet, dass ihn die Zoomstufe beim erkennen von Zielen unterstützt, ihn aber weder durch die verlangsamte Bewegungsgeschwindigkeit der Optik, noch durch das eingeschränkte Sichtfeld behindert. Wird in diesem Schritt ein Ziel entdeckt, fährt der Pilot mit dem vierten Schritt fort. Findet der Pilot kein Ziel, beginnt er das Spotting wieder mit dem ersten Schritt.

Schritt Vier

Der Vierte Schritt, der Detailblick. Dieser Schritt wird nur dann durchgeführt, wenn der Pilot im dritten Schritt ein Ziel ausgemacht hat. Ist dies der Fall, zoomt der Pilot so nah wie nötig an das Ziel heran und nutzt alle Möglichkeiten seiner Optik aus. Jeder Pilot sollte sich bewusst sein, dass er in diesem Moment so gut wie Blind ist. Der jetzt betrachtete Ausschnitt der Umgebung ist winzig und wirklich nur noch auf ein spezielles Ziel reduziert. Aus diesem Grund sollte jeder Pilot immer wieder Kontrollblicke aus dem Cockpit heraus werfen, um sicherzustellen, dass sich keine wesentliche Veränderung der Situation ergeben hat. Ist im vierten Schritt das Ziel vollständig aufgeklärt, markiert, bekämpft oder für nicht relevant befunden worden, setzt der Pilot das Spotting wieder mit Schritt 1 fort.

Optiken/ Sensoren

Beim Spotting können Optiken für Piloten eine große Hilfe sein. Sie können aber auch zu einer Falle werden, wenn man sich zu sehr auf die technischen Hilfsmittel verlässt und sie nicht korrekt einsetzt, oder ihre zum Teil erheblichen Nachteile aus dem Blick verliert.

Kameras

Kameras (TV) sind an Bord von Helikoptern oft vorhandene Hilfsmittel zur visuellen Aufklärung. Mit Hilfe von schwenkbaren Kameraoptiken ist es Piloten möglich Blickpunkte abzudecken, die aus dem Cockpit heraus nicht eingesehen werden könnten. Das MMS des OH-58D Kiowa ist hier ein ausgezeichnetes Beispiel. Es thront hoch über dem Rotor des Kiowa, so dass dieser in Deckung bleiben kann, während die Optik schon über die Deckung hinweg schauen und zur Aufklärung eingesetzt werden kann.

Neben diesem Vorteil verfügen die meisten Kamerasysteme außerdem über mehrere optische Zoomstufen oder zumindest einen digitalen Zoom, mit dem das Zielbild vergrößert werden kann. Diese Fähigkeit hilft besonders bei der Identifizierung von Detailinformationen, hat aber auch den Nachteil, dass das Sichtfeld stärker eingeschränkt ist. Außerdem reduziert sich in der Regel mit größeren Zoomstufen von Kameraoptiken auch die Bewegungsgeschwindigkeit der Optik. Dies führt dazu, dass das Absuchen eines Gebiets durch schwenken in größeren Zoomstufen länger dauert, als in kleineren. Piloten müssen daher immer abwägen, ob der Blick fürs Detail oder eher in der Breite von Nutzen ist in ihrer aktuellen Situation.

Der dritte große Vorteil einer Kameraoptik ist die Bildaufbereitung. Jede Kameraoptik ist in der Lage das Bild zu verändern, meist in Form einer Anpassung von Kontrast und Helligkeit (Contrast & Brightness). Mit diesen beiden Werten lassen sich dunkle Stellen eines Bildes aufhellen beziehungsweise abdunkeln oder Konturen verschärfen oder abschwächen, sollten dies nötig sein. Während dem Spotting sollte von diesen beiden Möglichkeiten unbedingt gebrauch gemacht werden, um zum Teil verborgene Ziele leichter aufzuklären. Ähnlich wie bei der Trimmung eines Helikopters, müssen die Bildeinstellungen von Kamerasystemen stetig der aktuellen Situation angepasst werden.

Infrarotoptiken

Infrarotoptiken, wie das TADS im AH-64D Apache, unterliegen ausnahmslos allen Vorteilen und Einschränkungen, denen auch Kameraoptiken unterworfen sind. Darüber hinaus sind Infrarotoptiken jedoch das mächtigste Aufklärungssystem, dass in den Helikoptern der 193rd Combat Aviation Brigade zum Einsatz kommt. Sie besitzen nicht nur die Fähigkeit geschwenkt zu werden, das Bild zu vergrößern und die Bildqualität zu verändern, sie sind zusätzlich in der Lage Wärmequellen im Infrarotbereich sichtbar zu machen. Mit dieser Fähigkeit ermöglichen Infrarotoptiken den Piloten schon auf große Distanz eine verhältnismäßig leichte Aufklärung, da Ziele mit einer höheren Temperatur als die Umgebungsluft deutlich sichtbar gemacht werden.

Damit diese Technologie korrekt funktioniert, muss jeder Pilot zusätzlich zur Einstellung von Kontrast und Helligkeit noch zwei weitere Einstellungen kontinuierlich vornehmen, Gain und Level.

Der Gain Wert gibt an, wie groß der Temperaturbereich ist, auf den die Infrarotoptik reagieren soll. Dieser kann zum Beispiel einen Bereich von 30° oder von 50° abdecken. Welche Bereiche die Infrarotoptik genau abdecken kann, hängt vom jeweiligen System ab.

Der Level Wert legt fest, welcher Temperaturwert den Mittelpunkt des Gain Werts bildet. Ist der Gain Wert auf einen Bereich von 30° eingestellt und der Level Wert steht auf einem Wert von 10°, bildet die Infrarotoptik alle Temperaturen zwischen -5° und 25° ab, wobei 25° der wärmste und -5° der kälteste Wert wäre. Diese Einstellung würde bedeuten, dass ein Motor, der z.B. mit 90° läuft im Infrarotbild nicht anders dargestellt wird, als ein Mensch, der durch Kleidung eine Außentemperatur von 25° aufweist. Stellt man hingegen bei gleichem Gain Wert den Level Wert auf 50° ein, würde der Motor deutlich heller angezeigt werden, während der Körper praktisch nicht mehr angezeigt wird. Genau hier liegt auch die Gefahr von Infrarotoptiken. Diese Systeme zeigen einem nur an, was man auch eingestellt hat und das immer in Relation zur Umgebung. Hat man also wie oben beschrieben eine Falsche Einstellung vorgenommen, oder ist die Umgebung schlicht weg genau so warm wie das Ziel, kann es dazu kommen, dass das Ziel nahezu unsichtbar auf dem Infrarotbild wird. An diesen Umstand muss jeder Pilot stets denken, eine Infrarotsicht hebt niemals ein Ziel hervor, sondern dessen Temperatur.

Zusätzlich zur Einstellung des Bildes über den Gain und Level Wert kann der Pilot sich bei nahezu allen Infrarotoptiken zwischen zwei Bildmodi entscheiden, dem White-Hot und dem Black-Hot Modus. Der Unterschied zwischen beiden ist relativ einfach, im White-Hot Modus werden Wärmequellen weiß auf dunklem Grund dargestellt, im Black-Hot Modus ist es genau anders herum mit dunklen Wärmequellen auf hellem Grund. Der Vorteil dieser beiden Bildmodi liegt zum einen in der persönlichen Vorliebe jedes Piloten. Manchen fällt es leichter helle Ziele zu identifizieren, während andere dunkle bevorzugen. Zum anderen haben die beiden Bildmodi aber auch einen ganz praktischen Grund. Das menschliche Auge benötigt Licht, um sehen zu können. Dank dieses Umstandes fällt es uns erheblich leichter feine Details in einer hellen Umgebung wahrzunehmen. Diesen Umstand kann man sich nun mit den beiden Bildmodi zu nutzen machen, indem man den Black-Hot Modus einsetzt, solange es nicht um Details geht. Durch die relativ dunkle Darstellung der Wärmequellen muss das Hirn weniger Details verarbeiten und kann schneller ein größeres Gebiet bewerten. Geht es dann darum ein konkretes Ziel zu betrachten und zu identifizieren, kann auf den White-Hot Modus gewechselt werden. Durch die hellere Darstellung können nun mehr Details erkannt werden, ohne aber in einem sehr großen Bereich zu überfrachten.

Die Einstellung von Gain, Level, Helligkeit und Kontrast, so wie die richtige Wahl von White-Hot und Black-Hot Modi zu meistern ist eine der schwierigsten Aufgaben für einen Piloten. Gelingt es jedoch, kann mit Hilfe einer Infrarotoptik ein Ziel selbst in einem sehr großen Suchbereich in Sekunden aufgeklärt werden.

Fire Control Radar (FCR)

Das Fire-Control-Radar (FCR) des AH-64D Apache bildet eine besondere Art der Aufklärung. Im aktuellen Einsatzprofil der 193rd CAB wird das FCR nur begrenzt eingesetzt. Daher reichen wir diesen Bereich nach, sobald er für uns ausgearbeitet ist.