Attack Run

Der Attack Run oder auch Running Guns ist das Basis Attack Pattern, wenn es um Angriffe aus der Bewegung heraus geht.

Bei einem Attack Run fliegt ein Helikopter, wie der AH-64D Apache oder OH-58D Kiowa, in grader Linie auf ein Ziel zu, bevor er seine Waffen auf größt möglicher Distanz zum Einsatz bringt.

Taktischer Hintergrund

Der Attack Run kommt immer dann zum Einsatz, wenn Helikopter in einer unklaren/ unsicheren Umgebung operieren. Dadurch, dass die Helikopter Während eines Attack Run in Bewegung bleiben, sind sie für feindliche Kräfte erheblich schwieriger zu erfassen und durch ihre Flughöhe können sie leichter auf Angriffe vom Boden reagieren, da ihnen für diese Reaktion deutlich mehr Zeit bleibt.

Dieser Vorteil wirkt sich jedoch auch nachteilig auf die Piloten aus. Durch die permanente Bewegung während eines Attack Run ist sowohl das Spotting von Zielen erschwert, als auch der eigentliche Waffeneinsatz. Während ein Helikopter im Hover theoretisch unendlich viel Zeit zur Verfügung hat ein Ziel ins Visier zu nehmen, tickt bei einem Helikopter im Attack Run permanent die Uhr. Hat der Helikopter den Punkt erreicht, an dem er abdrehen muss, ist die Chance das Ziel zu erfassen für den Moment vorüber und der Pilot muss auf den nächsten Anflug warten. Um diesen Nachteil zu kompensieren, sollten Attack Runs grundsätzlich so geplant werden, dass der Anflug aufs Ziel so lang wie nötig ist. Nötig meint, der Anflugweg sollte so lang sein, dass die Piloten eine Chance haben Ziele zu identifizieren und zu bekämpfen. Er sollte aber so kurz wie möglich sein, damit der Gegner so wenig Möglichkeit erhält die angreifenden Helikopter anzuvisieren.

Ein zweiter Aspekt, aus dem man Angriffe im Attack Run durchführen sollte ist die Komponente Zeit. Helikopter verbrauchen im Flug deutlich weniger Kraftstoff, als im Hover. Ist es also von Bedeutung Hubschrauber eine möglichst lange Zeit im Einsatz zu halten, bietet der Attack Run das nötige Werkzeug, um den eignen Kraftstoffverbrauch zu optimieren.

Über diese beiden Punkte hinaus bietet der Attack Run einen weiteren Vorteil, der ihn zu einem sehr sicheren Attack Pattern macht. Durch die permanent hohe Flughöhe während eines Attack Run, können die angreifenden Helikopter sich einer Vielzahl von Feindwaffen entziehen. In der Regel wird der Attack Run bei über 1000 Fuß Höhe geflogen, womit die meisten Pistolen, Gewehre, leichten Maschinengewehre und auch RPGs außerhalb ihrer effektiven Reichweite zu den Helikoptern sind. Halten sich die Helikopter darüber hinaus auch noch entfernt von ihren Zielen, sollten nur noch dedizierte Luftabwehr-Systeme in der Lage sein einen AH-64D Apache oder OH-58D Kiowa während eines Attack Run zu bekämpfen.

Attack Run – Durchführung

Schritt Eins: Angriffs- und Egressroute auswählen

Der erste Schritt bei der Durchführung eines Attack Run ist die Planung einer geeigneten Attack- und Egressroute. Diese Aufgabe fällt in der Regel in die Verantwortung des Platoon- oder Team-Leaders, kann aber auch an jeden anderen Piloten delegiert werden, weswegen jeder Pilot in der Lage sein sollte geeignete Routen zu planen.

Grundsätzlich ist bei allen Attack Runs darauf zu achten, dass die Helikopter in einer möglichst großen Entfernung zum Ziel operieren und die volle Reichweite ihrer Waffen ausnutzen, die in der Regel denen ihrer Gegner überlegen ist. Auf diese Weise kann die Überlebensrate der eigenen Helikopter bereits drastisch gesteigert werden, da wer nicht beschossen werden kann auch nicht getroffen wird.

Das primäre Augenmerk bei der Planung der Attack- und Egressroute liegt auf der Attackroute. Priorität hat der optimale Angriffsweg, der Egress, also der Rückzug ist zweitrangig, da er in der Regel weniger anspruchsvoll in der Planung ist.

Die Attackroute legt den Angriffsweg bis zum Ziel fest. Im Attack Run wird dieser Weg bei einer relativ hohen Flughöhe von 1000 Fuß und mehr zurückgelegt. Dieser Umstand führt den Piloten in Versuchung der Attackroute wenig Aufmerksamkeit zu schenken, weil sie vermeidlich keinen Einfluss auf den Angriff hat. Tatsächlich müssen aber grade bei der Wahl der Attackroute eine Reihe von Informationen berücksichtigt und einbezogen werden, damit der Angriff erfolgreich durchgeführt werden kann. Grundsätzlich werden Attackrouten rückwärts geplant. Der Pilot kennt das Zielgebiet seines Angriffs. Dieses bildet die Basis für seine Planung. Es wird zuerst geprüft, aus welcher Himmelsrichtung das Ziel am besten eingesehen werden kann. Hierbei werden Hindernisse wie Bäume, Gebäude oder auch Hügel/Berge betrachtet, die die Sichtlinie zwischen Helikopter und Ziel versperren könnten. Der Angriffswinkel sollte so gewählt werden, dass beim Attack Run möglichst wenige Hindernisse zwischen Luftfahrzeug und Ziel sind, so dass der Helikopter möglichst früh Sicht auf das Ziel hat und dabei so niedrig wie möglich, mindestens jedoch 1000 Fuß hoch, fliegen kann. Der Satz des Pythagoras verdeutlicht hier sehr schnell, welche erheblichen Auswirkungen schon ein 10 Meter hohes Gebäude im Anflugkorridor haben kann, siehe Beispiel.

Wurde die potentiell beste Anflugrichtung identifiziert, muss diese mit der potentiellen Bedrohungslage abgeglichen werden. Der schönste Anflugweg nutzt nichts, wenn man für diesen direkt über die feindliche Luftabwehr fliegen muss. Der Pilot prüft also, ob sein Anflugpfad ihn in einem akzeptabel sicheren Gebiet hält. Ist die Antwort nein, muss ein neuer Anflugwinkel gesucht werde. Ist die Antwort ja, legt der Pilot seine finale Anflughöhe fest. 1000 Fuß sind die Mindestflughöhe, um die Helikopter außerhalb der kritischen Nähe zu allen small Arms und RPGs etc. zu halten. Bedingt durch vorhandene Hindernisse im Anflugweg und/oder feindliche Kräfte mit weitreichenderen Waffen, muss diese Höhe aber gegebenenfalls erhöht werden.

Sind Anflugweg und Flughöhe bekannt, werden Attack Point (AP) und Egress Point (EP) definiert. Der Attack Point ist der Punkt während des Anflugs, ab dem das Ziel angegriffen werden kann, der Egress Point ist der Punkt, an dem der Angriff beendet wird und der Egress, also der Rückzug beginnt. Die Distanz zwischen diesen beiden Punkten sollte so gewählt sein, dass sich eine Flugzeit ergibt, während der der Angriff auch tatsächlich durchgeführt werden kann und die Waffen auch in Reichweite zum Ziel sind. Bei einem Angriff mit der 30mm Gun des AH-64D Apache einen Attack Point in vier Kilometer Entfernung zu wählen und bereits bei drei Kilometern Distanz zum Ziel in den Egress zu gehen, macht keinen Sinn, da die Waffe nicht wirkungsvoll eingesetzt werden kann. Auf der anderen Seite muss der Egress Point so gewählt werden, dass die Helikopter einen möglichst großen Abstand zum Ziel wahren, damit sie nicht oder zumindest nur schwer von feindlichen Waffen getroffen werden können. Für das oben genannte Beispiel eines Angriffs mit der 30mm Kanone eines AH-64D Apaches wäre zum Beispiel denkbar den Attack Point bei zweieinhalb Kilometern vor dem Ziel zu platzieren, da die 30mm Kanone auf diese Distanz bereits wirken kann. Der Egress Point könnte bei einer Distanz von eineinhalb Kilometern vor dem Ziel gewählt werden, was die AH-64D Apaches noch außerhalb der hoch effektiven Reichweite der meisten AAA Geschütze und Man-Pads halten würde. Selbst wenn es zu einem Angriff käme, wäre mit eineinhalb Kilometern Abstand eine ausreichend große Zeitspanne für Gegenmaßnahmen vorhanden.

Der letzte Punkt, der nun für die Attack Route geplant werden muss ist der Initial Point, die IP. Beim Initial Point handelt es sich um den Punkt, an dem der Anflug auf das Ziel in grader Linie begonnen wird. Der angreifende Helikopter hat also ab der IP die korrekte Flughöhe und die korrekte Flugrichtung. Die Strecke zwischen dem Initial Point und dem Attack Point ist dann der Zeitrahmen, in dem der Pilot Ziele identifizieren und aufschalten kann. Aus diesem Grund sollten Initial Point und Attack Point immer mindestens drei Kilometer auseinander liegen. Beim letzten Beispiel bleibend würde der Initial Point also 5,5 Kilometer vom Ziel entfernt liegen. 2,5 Kilometer hat der Attack Point Abstand vom Ziel, 3 Kilometer der Initial Point vom Attack Point.

Ist die Attack Route bestimmt, wird die Egress Route, also der Weg für den Rückzug festgelegt. Der Egress Point wurde bereits definiert, es muss also nur noch festgelegt werden, welches Luftfahrzeug in welche Himmelsrichtung abdreht, um nach erfolgtem Angriff zu seiner Battleposition (BP) oder im Falle eine Re-Attack zum Initital Point (IP) zurückzukehren. Die Wahl der Himmelsrichtung, in die die Helikopter abdrehen hängt dabei primär von den Feindkräften ab. Grundsätzlich wird die Egress Route gewählt, auf welcher sich weniger potentielle Bedrohungen befinden und/oder die die Helikopter am schnellsten aus der Reichweite der Feindwaffen bringt. In den meisten Fällen bleiben die gemeinsam operierenden Helikopter auch während dem Egress zusammen, um sich gegenseitig unterstützen zu können, falls es zu ungeplanten Feindkontakten kommt. Sollte es sehr viele potentielle Feinde im Einsatzgebiet geben, kann es auch angebracht sein, die Helikopter in unterschiedliche Richtungen abdrehen zu lassen, um den Feind dazu zu zwingen seine Waffenkapazitäten aufzuteilen.

Sind alle diese Punkte bedacht und geplant worden, informiert der Platoon- oder Teamleader seinen Flight über den Angriffsplan. Sobald alle Piloten die Information erhalten haben beginnt der Angriff.

Schritt Zwei: Anflug 

Jeder Attack Run beginnt mit dem Anflug von der Battle Position (BP) Zum Initial Point (IP). Bei diesem Anflug stellen alle Helikopter sicher, dass sie die nötige Flughöhe für den bevorstehenden Attack Run erreichen, sollten sie diese nicht ohnehin bereits auf der Battle Position erreicht haben. Da während eines Attack Runs der Schutz der beteiligten Helikopter primär aus deren Bewegungsgeschwindigkeit, die Flughöhe und den Abstand zum Ziel generiert wird, kann die aktive Nutzung von Deckung weitestgehend ignoriert werden (auch wenn Deckung natürlich genutzt werden sollte, wenn diese vorhanden ist).
Gelingt es dem Piloten schon während des Anflgugs auf den Initial Point Ziele im Zielgebiet zu identifizieren, können diese bereits erfasst, aber nicht bekämpft werden. Identifizierte Ziele werden gemäß Contact-Report an den Flight gemeldet.

Haben die Helikopter den Initial Point erreicht, wird der Flugpfad in grader Linie auf das Ziel ausgerichtet. Dem Piloten bleibt nun Zeit bis zum erreichen des Attack Point Ziele zu identifizieren und zu erfassen.

Sobald die Helikopter Ziele aufgeklärt haben, obliegt es dem Platoon- oder Team-Leader diese Ziele auf die anwesenden Helikopter zu verteilen und Feuerfreigabe zu erteilen. Die Verteilung der Ziele an die einzelnen Helikopter wird wie unter „Target Sharing“ beschrieben durchgeführt. Diese Befehlsgewalt Des Platoon- oder Teamleaders soll sicherstellen, dass er in der Lage ist auch synchronisierte Angriffe durchzuführen. Es ist natürlich auch möglich, dass der Lead seinen Helikoptern eine Ziel- und/oder Feuerfreigabe nach eigenem Ermessen erteilt. In diesem Fall würde jeder Helikoptern entsprechend reagieren, auch wenn das Ergebnis willkürlicher ausfallen würde.

Schritt Drei: Angriff durchführen

Ist der Attack Point erreicht und wurden Ziele vom Platoon- oder Teamleader definiert, beginnen die Helikopter mit ihrem Angriff. Ihnen bleibt dazu Zeit, bis die Maschinen den Egress Point erreichen und der Angriffsflug beendet werden muss. Sollte sich während des Angriffs eine Situation ergeben, in der die Formation der Helikopter auseinander gezogen wird müssen alle weiter hinten fliegenden Helikopter darauf achten, dass Helikopter, die bereits den Egress Point erreicht haben eventuell ihre Schussbahn kreuzen könnten. Könnte es zu dieser Situation kommen, dürfen die weiter hinten fliegenden Helikopter ihre Waffen nur dann einsetzen, wenn der Feuerbereich frei von freundlichen Helikoptern ist.

Haben die Helikopter während eines Attack Run keine Chance ihre Waffen sicher zur Anwendung zu bringen, kann ein Attack Run auch ohne Angriff durchgeführt und beendet werden. In diesem Fall dient der Anflug schlicht der Aufklärung potentieller Ziele, die im Rahmen eines Re-Attack dann angegriffen werden.

Schritt Vier: Egress Durchführen

Erreichen die Helikopter den Egress Point, wird der Angriff beendet und die Helikopter drehen in die zuvor abgestimmten Richtungen ab. An diesem Punkt sollte jeder Pilot abwägen, ob er einige Täuschkörper freisetzt, um eventuell auf ihn abgefeuerten SAMs vorzubeugen. Bei einem solchen vorbeugenden Einsatz von Täuschkörpern reicht in der Regel eine kleine Anzahl.

Haben die Helikopter vom Ziel abgedreht, fliegen sie in einem Bogen zurück zu ihrer Ausgangs Battle Position oder im Falle eines Re-Attack (wiederholter Angriff) zu ihrem Initial Point. Bei einem klassischen Attack Run halten alle Helikopter während des Egress die Flughöhe, sofern feindlicher Beschuss kein anderes Verhalten zwingend erforderlich macht.

Zurück auf der Battle Position oder dem Initial Point, beginnt die Planung des nächsten Angriffs, der Abzug oder ein Re-Attack